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Der in Berlin geborene Plenzdorf stammt aus einer wegen ihrer kommunistischen Einstellung von den Nationalsozialisten verfolgten Familie. Nach der Schulausbildung und einigen Semestern Philosophiestudium arbeitete er Mitte der fünfziger Jahre bei der DEFA als Bühnenarbeiter und studierte wenig später an der Filmhochschule in Babelsberg. Wiederum für die DEFA schrieb er ab 1964 zahlreiche literarische Szenarien, die zum Teil in Zusammenarbeit mit Hermann Zschoche verfilmt wurden (z. B. Karla, 1964). Ein besonders erfolgreiches Drehbuch lieferte Plenzdorf für den Film Die Legende von Paul und Paula (1974), der in dem Roman Legende vom Glück ohne Ende (1979) eine Fortsetzung erfuhr.
Plenzdorf war einer der profiliertesten und trotz seiner gesellschaftskritischen Anklänge meistgespielten Dramatiker in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, der auch in der Bundesrepublik grosse Aufmerksamkeit erregte, weil er das Lebensgefühl einer politikverdrossenen und zukunftsskeptischen Generation ansprach. Die Bühnenfassung seines Stückes Die neuen Leiden des jungen W. (1973), einer Anspielung auf Goethe s Werther, kam in beiden deutschen Staaten während der Saison 1974/1975 insgesamt am häufigsten zur Aufführung.
DIE NEUEN LEIDEN DES JUNGEN W.
Die neuen Leiden des jungen W. sind ein Rückblick auf das Leben des 17jährigen Antihelden Edgar Wibeau, der bei einem Selbstunfall in Berlin ums Leben kam. Die Erzählung erhält den äusseren Zusammenhang durch eine Rahmengeschichte: Der Vater Wibeau, seit Edgars fünftem Lebensjahr von Frau und Kind geschieden, versucht nach dem Tod seines Sohnes mehr über die letzten Monate zu erfahren. Nacheinander besucht er die Menschen, die in Edgars kurzem Leben eine Rolle gespielt hatten:
• Seine Mutter Elkse Wibeau, Leiterin einer Berufsschule, Beweis der erfolgreichen, alleinerziehenden, werktätigen Frau im Sozialismus
• Seinen Freund Willi Linder, der ihm eine Laube als Bleibe in Berlin verschafft hatte
• Charlotte (Charlie) Schmidt, Kindergärtnerin in Berlin und Edgars grosse Liebe
• Addi Berliner, Brigadeführer eines Malertrupps, bei welchem Edgar gejobbt hatte, um sich über Wasser zu halten.
Auf die eher mageren Auskünfte, die der Vater so über seinen Sohn erhält, reagiert Edgar, indem er in einer Art Selbstrückblende (als Geist sozusagen) dem Leser den nötigen Background zu den dürftigen Anworten seiner ehemaligen Mitmenschen liefert.
Nach einer Zeitungsnotiz und drei Todesanzeigen, die den unglücklichen Tod von Edgar mitteilen, beginnt die Geschichte mit dem Dialog unter Edgars Eltern. Die Mutter erzählt wie Edgar, bis dato bester Schüler in "ihrer" Berufsschule, in einem absichtlich vom Zaun gebrochenen Streit einem Ausbildner die Zeh bricht, die Lehre als Hydraulik-Maschinenschlosser hinschmeisst und mit seinem Freund Willi nach Berlin abhaut, wo sie in einer Laube, die Willis Eltern gehört, unterkommen. Willi kehrt zurück und erhält von Edgar regelmässig Mitteilungen auf Tonband. Aus den Texte, die die Mutter als geschwollen und unverständlich bezeichnet, geht hervor, dass Edgar gesund ist, arbeitet und eine Beziehung mit einem Mädchen hat. In ihren Augen ist Edgar nur abgehauen, weil der die Konsequenzen für den gebrochenen Zeh scheute. Schliesslich nimmt sie aber den tödlichen Unfall doch auf ihre Kappe und gibt sich selbst an allem die Schuld. Da schaltet sich Edgar ein und erklärt dem Leser, dass er allein die Schuld an seinem Tode trage. Er sei abgehauen, weil er es schon lange vorgehabt hatte. Der Streit mit dem Ausbildner sei nicht inszeniert gewesen, sondern er, der ewige Musterschüler, hätte sich einfach mal Luft verschaffen müssen. Sein Hugenottenblut sei mit ihm durchgegangen. In Berlin habe er Spass gehabt, habe Charlie gehabt und bei 380 Volt habe er nicht viel gespürt. Ausserdem müsse ihn niemand bedauern, das sei jenseits des Jordans nicht üblich, er werde sowieso nur noch so lange existieren, wie man an ihn denke.
Der Vater trifft darauf Willi, von welchem er erfährt, dass Edgar Kunstmaler werden wollte und deshalb nach Berlin gezogen sei, dort aber an der Kunsthochschule nicht angenommen worden war. Willi spielt darauf die besagten Tonbänder ab, aus denen er nicht schlau wird. Von Edgar erfahren wir, dass er das Werther-Buch auf dem Plumpsklo der Gartenlaube gefunden habe. Er hatte den Umschlag als Klopapierersatz opfern müssen und kennt deshalb den Titel des Werks nicht. Das war am ersten Abend gewesen, als er allein in der Laube war. Er genoss das freie Leben, sang seinen Blue-Jeans-Song, denn Jeans sind für ihn keine Hose, sondern eine Einstellung und beschloss die ganze Nacht zu lesen. Doch ausser dem Reclamheft hatte er kein Buch dabei. Er begann das Buch zu lesen, kam mit dem Stil nicht zurecht, schmiss es in die Ecke, um es schliesslich doch noch fertig zu lesen. Er kann Werther nicht verstehen, dass er freiwillig den Löffel abgibt. Er zieht den Vergleich zu Salinger und kommt dabei auf das Thema Film, denn in seinem Kopf hat er schon einen fertigen Film vom "Catcher". Er klagt über die Lehrhaftigkeit der DDR-Filme, die immer voll Moral stecken.
Darauf trifft der Vater Charlie. Sie ist die einzige, die Edgar irgendwie verstanden hat und trotzdem schimpft sie ihn einen Idioten, der keinen Strich malen konnte. Sie lernte ihn eines Morgens kennen, als die Kinder aus dem Kindergarten sich bei Edgar rumtrieben. Edgar erklärt, er sei vom ersten Augenblick an von Charlies wunderschönen Augen gefesselt gewesen und habe nur deshalb den grossen Maler gemimt. Sie hatte ihn dann beauftragt, eine Mauer im Kindergarten zu bemalen. Er war aufgetaucht, hatte jedem der Kinder einen Pinsel in die Hand gedrückt und so ein wundervolles Fresko geschaffen. Er machte sich an Charlie heran, verkörpert sie doch die Frau seiner Träume. Bald gehört Edgar zum Ausseninventar des Kindergartens, repariert Spielzeuge, spielt den Indianer, unterhält die Kleinen und alles nur, um ihn Charlies Nähe sein zu dürfen. Einmal besucht sie ihn in seiner Laube, um ihm Geld für das Wandfresko zu geben, das er ablehnt. Sie will, dass er ein Bild von ihr male. Er zeichnete einen Schattenriss ihres Kopfes, worauf sie ihm vorwirft, er könne gar nicht malen. Edgar zitierte darauf eine Passage aus Werther, wovon sie kein Wort versteht. Als er bei einem Kindergartenfest beim Ballonaufblasen zusammenbrach und ihn ihrem Schoss wieder zu sich kam, warf sie ihm vor, er solle essen, wenn er Hunger habe und arbeiten, wenn er Geld für Nahrung brauche. Er erkannte aber, dass ihre Besorgtheit nur aus der starken Zuneigung für ihn kommen kann. Doch bevor sich wirklich was anbahnt, kommt Dieter, Charlies Verlobter aus dem Militärdienst zurück und Edgar verzieht sich. Charlie tauchte später mit ihrem Verlobten wieder in Edgars Laube auf. Edgar erkannte sofort, dass er es mit einem systemkonformen Jungkommunisten zu tun hatten und zwang ihn mit ein paar Werthersprüchen in die Knie. Sie verliessen die Laube und er ging zusammen mit ihnen in Dieters Wohnung und mokierte sich dort über dessen Überkorrektheit. Dieter, angehender Germanistikstudent, war sichtlich nervös, während Edgar mit einem Luftgewehr spielte; bis Dieter schliesslich beide – Charlie und Edgar – aus der Wohnung warf, was Edgar sogar noch toll fand.
Vater Wibeau besucht später Addi, den Vorarbeiter von Edgar. Edgar hatte auf dem Bau zu arbeiten begonnen, um sich etwas Geld zu verdienen. Addi schwärmt dem Vater vor, Edgar sei ein sehr wertvoller Mensch gewesen, den alle missverstanden hätten, auch er. Alles Quatsch, meint Edgar. Er ging nur auf den Bau, weil er dringend Geld brauchte. Er kam bei den Malertrupp unter, führte sich aber als unfähiger, ewiger Querkopf mit zwei linken Händen auf. Bei der Truppe traf er auch Zaremba, einen 70jährigen Böhmer, der ihn als einziger durchschaute. Edgar entdeckte dann, dass die Truppe unter Addis Leitung an einem nebellosen Farbspritzgerät, kurz NFG, baute. Dieses NFG funktionierte mit Druckluft, explodierte dann aber bei der Vorführung vor Experten. Edgars bissige Kommentare nach dem Malheur, verleiten Addi dazu, ihn aus der Truppe zu schmeissen. Edgar beschloss daraufhin, sein eigenes NFG zu bauen. Er erkannte, dass der Nebel durch die Druckluft entsteht, also versuchte er den nötigen Druck mit einer hydraulischen Mechanik zu erzeugen. Auf Zarembas Initiative besuchte der ganze Trupp Edgar in seiner Laube, um ihn als Arbeiter wieder aufzunehmen. Edgar reihte sich wieder brav in den Trupp ein, denn er brauchte Geld und Ruhe, um an seinem NFG zu arbeiten. Wenig später erhielt er einen Brief von Charlie, in dem sie ihm von ihrer Hochzeit mit Dieter berichtet. Er besuchte sie dann und schien sich mit Dieter anzufreunden. Auch am folgenden Tag tauchte er bei ihr auf, weil er eine Rohrzange vergessen hatte. Charlie lud ihn zum Tee ein, während Edgar wieder mit dem Luftgewehr spielte, worauf sie ihn auffordert, sie schiessen zu lernen. Dieter, immer noch aufs Studium konzentriert, gab schliesslich nach und begleitete die beiden zum Bahndamm. Dieter versprach Charlie, am nächsten Sonntag einen Ausflug zu machen. Natürlich tauchte Edgar auch am nächsten Sonntag auf. Eigentlich wollte Charlie zum Bootfahren auf der Spree, doch es regnete wie aus Kübeln, während Dieter vor seiner Schreibmaschine sass. Charlie versuchte ihn mit allen Mitteln dazu zu bewegen, wenigstens nach draussen zu gehen. Endlich meinte Dieter miesig, Charlie und Edgar sollen doch alleine gehen. Stinksauer haute Charlie mit Edgar ab. Die beiden mieteten sich ein Bott (im Dezember) und donnerten über die Spree. Irgendwo ausserhalb Berlins musste Charlie mal und sie fuhren ins Schilf. Kaum war sie zurück, setzten sie sich gemeinsam unter eine Pelerine ins nasse Gras, wo Charlie Edgar fragte, ob er einen Kuss von ihr wolle. Er küsste sie leidenschaftlich. Sie kehrten dann nach Berlin zurück; Charlie hatte es plötzlich sehr eilig und unterwegs ging ihnen das Benzin aus. Edgar steuerte an Land, um Ersatzsprit zu holen; doch sobald er das Schiff festgebunden hatte, stieg Charlie aus und rannte davon. Edgar brachte das Boot schliesslich alleine zurück. In der Laube drehte er voll durch, hörte Musik, tanzte wie verrückt und legte sich schlafen, bis ihn der Lärm eines Bulldozers unsanft weckte. Er stürmte vor die Laube und schaffte es in letzter Sekunde ein Planierfahrzeug zu stoppen, dass die Lauben abreissen sollte. Der Arbeiter liess Edgar noch drei Tage, bis nach Weihnachten, bis die Bude endgültig eingerissen werde. Edgar fühlte sich unter Zeitdruck und wusste, dass er sich bei Charlie nie mehr blicken lassen konnte. Wie ein Verrückter stürzte er sich in die Arbeit und begann zu improvisieren. Er arbeitete mit Stossdämpfern, Dichtungsrohren und einem alten Elektromotoren, für den er die 220 Volt aus der Steckdose auf 380 V Industriestrom hochtransformieren muss. Er wollte unbedingt sein NFG fertigstellen und es Addi auf den Tisch knallen. Er klaute sich sogar die Düse aus Addis Spritze, um den ersten Versuch zu wagen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember testete er die Spritze in seiner Laube, merkte nur noch, wie er nicht mehr vom Einschaltknopf loskam und starb an einem Stromschlag.
Addi erzählt dem Vater noch, wie sie von der Volkspolizei VP informiert worden waren, in die Laube gekommen waren und die geborstene Maschine gefunden hatten. Addi blieb bis zuletzt überzeugt, dass Edgar einer grossen Sache auf der Spur gewesen wäre, aber sie hätten ihn nicht alleine murksen lassen dürfen.